Magic Point
Magic Point
DeutschunterrichtSuchportal DeutschSuchportal LernenSitemap
Informieren
Ziel
Grundlage
AktivesLesen
Beispiel
Textstruktur

Beispiel

Für eine erste Übung ist das folgende Beispiel geeignet (bitte ausdrucken):

      Donnerstag, 18. Juli 1996  

Qualität in der Weiterbildung:

Wie misst sich der Erfolg?

Qualifikation ist der Standortfaktor Nummer eins in unserem Land. Beim 5. Weiterbildungskongress des Deutschen Industrie- und Handelstages (DIHT) in München beschwört Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber die Bildungsoffensive im sich verschärfenden Wettbewerb. 120 Milliarden Mark investieren Unternehmen, Staat und Privatleute nach Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung pro Jahr in die Weiterbildung. Und das bei steigendem Kosten- und Konkurrenzdruck. “Welcher EDV-Kurs ist der richtige und was bringt er dem Mitarbeiter beziehungsweise dem verschiedenen Anbieter und wie kann man sie vergleichen? Qualitätssicherung in der Weiterbildung - kann der Markt das leisten?” fragten sich besorgt die Kongressteilnehmer. Wildwuchs und mangelndes Niveau attestiert auch Stoiber bei der Fülle von Weiterbildungsangeboten. Einen Ausweg aus der Misere sehen Bildungsmanager in einer Art Gütesiegel der Norm ISO 9000 für Dienstleistungen. Werner Mankel von der IHK: “Durch festgelegte Normen werden die qualitätspolitischen Ziele eines Unternehmens und die daraus abgeleiteten Standards für die Kunden verdeutlicht.” Ein Beispiel: Ein Angebot für Wirtschaftsenglisch, das der ISO-Norm entspräche, hätte festgelegte Eigenschaften wie etwa Unterricht im Sprachlabor, einen Lehrer, der akzentfrei Englisch spricht, und einen gesonderten Unterrichtsteil etwa mit Briefeschreiben in Wirtschaftsenglisch. Kritiker halten der ISO 9000 entgegen, dass Dienstleistungen in Sachen Weiterbildung zu differenziert sind, um in das Schema einer Norm gepresst zu werden. 1995 gab es in Deutschland rund 35 000 Anbieter von Weiterbildungsmaßnahmen in der Online-Datenbank für berufliche Aus- und Weiterbildung des Instituts der Deutschen Wirtschaft sind über 235 000 Maßnahmen, Kurse und Seminare gespeichert. Ein schier undurchdringlicher Dschungel, meint auch Peter Krug im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Weiterbildung in Rheinland-Pfalz: “Was soll zertifiziert werden und für wen?” Qualität der Weiterbildung hänge, so Krug, in erster Linie von der Sichtweise ab. “Was sind Erfolge in der Weiterbildung und wie kann man sie messen?” Längst gibt es eine Reihe von Normen wie Berufsbilder, staatliche Anerkennungen, branchenbezogene Standards oder Prüfsiegel im Bildungswesen. Sie alle sollen Qualität garantieren. Doch Qualität allein ist nicht das Maß der Dinge. So kann ein Mitarbeiter, der zwar ein hervor ragendes Seminar besucht hat, hinterher am Arbeitsplatz feststellen, dass er nicht schlauer ist als zuvor. Der Grund: Er hat das falsche Seminar besucht. Ob der Markt tatsächlich Qualitätssicherung in der Weiterbildung leisten kann, blieb auf dem Kongress unbeantwortet. Dass er es muss, steht außer Frage.

Karin Fink
Süddeutsche Zeitung

nach oben