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Methoden der Parfumherstellung - Übersicht

Extraktion mit flüchtigen Lösungsmitteln

Mehr und mehr an Bedeutung aber gewinnen ständig verbesserte Verfahren, bei denen chemische, rasch sich verflüchtigende Lösungsmittel verwendet werden, die es vor allem erlauben, mit niedrigen Temperaturen zu arbeiten.

In den neunziger Jahren begann man zum ersten Mal mit flüchtigen Lösungsmitteln, welche die Chemie lieferte, den Blüten die feinen Riechstoffe zu entziehen. Zwar befürchteten viele Fachleute, beim Zusammentreffen von Natur und Chemie müsste der feine Naturduft den kürzeren ziehen. Aber sogar in Grasse, dem Hort aller parfümistischen Tradition, fand sich schon 1894 der erste Mutige, der große Werkhallen für die Durchführung des neuartigen Extraktionsverfahrens errichten ließ. Siebzig Jahre später sollte es das für die Duftstoffgewinnung bedeutendste geworden sein.

Dieses Verfahren wird heute bei Blüten und aromatischen Drogen angewendet, seien sie aus dein Pflanzenreich wie Harze, Wurzeln, Rinden, Knospen oder aus dem Tierreich wie Moschus, Ambra, Zibet und Castoreum. Ausschließlich durch Extraktion mit Butan sind einige widerspenstige Düfte naturgetreu zu gewinnen, so Flieder, Maiglöckchen und Gardenia. Für die meisten anderen Pflanzen ist Petroläther das am häufigsten verwendete Lösungsmittel.

Es gibt verschiedene technische Systeme, nach denen das flüchtige Lösungsmittel durch das Pflanzengut geschickt wird. Blumen werden mit Hilfe einer horizontal rotierenden Trommel in das Lösungsmittel getaucht, anderes Material auf die »grilles«, die feinmaschigen Gitterroste zylindrischer Behälter, geschichtet, durch die das Lösungsmittel gepumpt wird. Von oben nach unten durchfließt es eine ganze »Batterie hintereinander aufgestellter Behälter mit Fassungsvermögen von etwa 500 bis 1.500 Litern. Das Lösungsmittel entzieht den Pflanzen neben den ätherischen Ölen auch feine Wachse und Farbstoffe. Nach einigen Durchläufen wird es abgeleitet und destilliert und ein frisches Lösungsmittel durch die Kessel geschickt. Je nach Art der Pflanze kann die Prozedur eine Stunde oder auch einen Tag dauern.

Beim Destillationsprozess verschwindet das Lösungsmittel gemäß seinem Kennzeichen »flüchtig« und hinterlässt eine duftende, salben oder wachsartige, manchmal fast harte Masse: »l‘essence concrète«, kurz »concrète« oder das »Konkret«. genannt. Nachdem in verschiedenen Verfahren noch die letzten Spuren des Lösungsmittels entfernt und die Wachse durch Auflösung in reinem Alkohol ausgeschieden wurden, erhält man das reine Blütenöl, »l‘essence absoluc«. Die allerfeinsten »absolues « bekommen die Kennzeichnung »parfait« (perfekt) oder »prima« und haben die höchsten Preise. Ein Kilo »cassie absolue« (reines Akazienblütenöl) kostet seine 22000 Mark
 

Destillation

Für eine Vielzahl von Pflanzen, vor allem für die weniger empfindlichen Hölzer, Kräuter, Samen wird immer noch die Methode des Destillierens angewendet; allerdings nicht mehr auf offenem Feuer, wie man auf älteren Darstellungen sehen kann, sondern mit Wasserdampf.

Die Araber hatten die primitiven Methoden des "Hochtreibens" und »Herabtröpfelns« im Lauf der Jahrhunderte verbessert. Sie hatten Kühlschlangen erdacht und jenen »Alambik« genannten helmartigen Deckel erfunden, dessen Innenrand eine Auffangrinne mit Ablauf für das Kondenswasser besaß und der in den »alembics« moderner Apparate noch weiterlebt.

Lange Zeit hindurch wurde das Destillationsgut in den mit Wasser gefüllten Gefäßen auf offenem Feuer erhitzt, ehe Mitte des vorigen Jahrhunderts diese ziemlich robuste Destillations-Methode grundlegend verbessert wurde: heißer Wasserdampf wurde durch das trockene Pflanzenmaterial geschickt, das auf durchlöchertem Boden über dem kochenden Wasser lag.

Bei der modernen Destillation, wie sie in den hellen Werkräumen von Grasse praktiziert wird, werden die Apparate mit Dampf beheizt, die Pflanzen trocken mit Dampf oder im Wasserbad destilliert. Die Pflanzenmasse ist vorbereitet: Hölzer sind auf besonderen Zerkleinerungsmaschinen geraspelt worden, Samenkörner zwischen sich drehenden Walzen zerquetscht, trockene Früchte und Wurzeln gemahlen, frische Wurzeln, Kräuter und Blätter gehackt und geschnitten. Nur Blüten, Blumen und zarte Stengel bleiben wie sie sind.

Es kommt darauf an, die Pflanzen nach dem Zerkleinern möglichst rasch weiterzuverarbeiten und die Destillation keine Minute länger zu betreiben als nötig: ohnehin verändern sich bei den hohen Temperaturen die aus verschiedenen chemischen Substanzen bestehenden ätherischen Öle, die der Dampf mit sich reißt. Ein Kühlsystem mit dauernder Wasserzirkulation zwingt den Dampf, sich samt den Ölen in einem besonderen Behältnis, der »Florentiner Flasche«, niederzuschlagen, die nahe ihrem Boden eine Ablaufvorrichtung für das schwerere Wasser, höher oben eine für das leichtere ätherische Öl besitzt. Das Gemisch aus Wasser und öligen Essenzen, trüb und fettig, ist fast unappetitlich anzuschauen und erinnert in nichts mehr an blühende Gärten oder duftende Blumen. Aber es erbringt die feinen, duftigen »huiles essentielles«, die ätherischen Öle, die ganz rein und klar aussehen. Je nachdem, welcher Pflanzenart die Öle entrissen werden sollen, dauert die Prozedur Stunden oder auch nur Minuten Nur eine halbe Stunde dauert es zum Beispiel, 450 Kilogramm Lavendel zu destillieren, während achtzig bis hundert Stunden lang der Dampf durch die gleiche Menge Sandelholz geschickt werden muss, um ihm seine duftenden Öle zu entziehen.
 

Expression

Um die frischen, in reicher Menge vorhandenen Agrumenöle zu gewinnen (man begegnet ihnen manchmal, unerwartet, wenn sie einem beim Zerteilen einer Orange oder Mandarine beißend ins Auge Spritzen!), wird ein Verfahren des Auspressens angewendet, die Expression. Die Duftzellen, die das kräftig riechende ätherische Öl in den Schalen der Zitrusfrüchte - Orangen, Mandarinen, Zitronen, Bergamotten enthalten, werden aufgebrochen, das freiwerdende Öl wird abgesaugt. Das Öl kann nach Anstechen und Abreiben der Schale der unversehrten Frucht ausgepresst und mit Schwämmen aufgesogen werden. Es gibt aber auch Maschinen, mit denen aus den ganzen Früchten gleichzeitig Saft und ätherisches Öl getrennt gewonnen werden, und andere, mit denen ausschließlich die von Saft und Frucht befreite Schale ausgepresst wird.
 

Mazeration

Neben der besonders schonenden kalten Enfleurage gibt es aber auch eine warme, die »enfleurage chaud« oder Mazeration (macération). Dazu werden Blüten oder Pflanzenteile eingeweicht in gereinigte Fette oder Öle von etwa 50 - 70 Grad. Um die Mitte des 18 Jahrhunderts sollen in Frankreich die ersten Versuche mit dieser Methode unter Verwendung von heißem Mandelöl gemacht worden sein. Schon die antiken Salbenköche versuchten ähnliches: Dioscorides berichtet von einem hochgepriesenen Rosenöl, das gewonnen wurde, indem man Rosenblüten in Olivenöl »auskochte«.

Nachdem die Blüten längere Zeit eingeweicht sind, wird das heiße Fett abgegossen und mit neuen Blüten versetzt. Bei der nur noch ganz vereinzelt angewendeten Mazeration, werden die mit Riechstoffen gesättigten Fette zuletzt mit Alkohol ausgezogen, nach starker Kühlung filtriert und einem Vakuum-Verfahren unterworfen, aus dem die »absolues« hervorgehen. Eine moderne Art der Mazeration ist das Einweichen in Alkohol, die Infusion, die vor allem bei Harzen, Moosen und tierischen Substanzen angewendet wird.

 

Enfleurage

Das ist die Absorption von Blütenriechstoffen durch Fett. Diese Methode ist wahrscheinlich die älteste überhaupt, doch für Europa wurde sie erst nach der Destillation wieder neu entwickelt. Die Art ist umständlich und darum heute recht teuer. Sie wird fast nur noch in Grasse und auch dort nur noch für Jasmin und Tuberose angewendet.

Für die Absorption mit kaltem Fett, die »enfleurage froid«, wird völlig geruchfreies tierisches Fett, vor allem Schweine- oder Rinder. schmalz, in einem besonderen Reinigungsverfahren präpariert. Wenn die Blütenernte beginnt, werden holzgerahmte, in einem »chassis« genannten Gerüst aufeinandergestellte Glasplatten auf beiden Seiten dick mit diesem Fett bestrichen und dann mit frisch geernteten Blüten bestreut. Am nächsten Morgen werden die alten Blüten entfernt und durch neue ersetzt, ein Verfahren, das während der ganzen Ernte - drei Monate lang -  wiederholt wird, so daß das Fett gesättigt ist mit den ätherischen Ölen und den feinen Wachsen der Blüten. Da Jasmin und Tuberose auch nach dem Schnitt noch ätherische Öle produzieren, ist für sie dieses Verfahren besonders geeignet. Die fetten Blütenauszüge werden gleich vom »chassis« weg in hochprozentigen Alkohol getaucht, der die Duftstoffe aufnimmt. Die bei dieser »lavage« (Auswaschung) noch zurückbleibenden Fette werden dann durch Ausfrieren entfernt. Übrig bleibt das »absolue d‘enfleurage«, ein sehr feines »absolutes« Blütenöl.

Herkunft unbekannt

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